Presseerklärung der Dillinger Franziskanerinnen zu dem am 09.09.2021 in Augsburg vorgestellten „Abschlussbericht der Projektgruppe Reitenbuch über die Aufklärung der Fälle körperlicher und sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Josefsheim Reitenbuch und Marienheim Baschenegg“

Wir Dillinger Franziskanerinnen sind angesichts der im Abschlussbericht der Projektgruppe Reitenbuch vom 09.09.2021 dokumentierten glaubhaften Zeugnisse ehemaliger Heimkinder, die im Zeitraum von 1950 bis 2004 in unserer Obhut Opfer körperlicher und seelischer Gewalt, begangen durch Schwestern, geworden sind, zutiefst betroffen und beschämt.

Wir übernehmen als Orden die Verantwortung für das vielfache Leid, das diesen Frauen und Männern in ihrer Kindheit zugefügt wurde. Wir fühlen mit ihnen und bitten die Opfer um Verzeihung und Vergebung.

Den Betroffenen, die zumeist lebenslang unter den Folgen der erlittenen Gewalt zu leiden hatten, danken wir für ihren großen Mut, über die schmerzhaften Kindheitserlebnisse in den Heimen zu sprechen und so die Wahrheit, auch unseres schweren Versagens, ans Licht zu bringen. Auch dem Bistum Augsburg und der Projektgruppe Reitenbuch unter der Leitung von Frau Elisabeth Mette, deren Arbeit wir unterstützt haben und ohne deren akribische Aufklärung die wahren Vorgänge ungesagt und unerkannt geblieben wären, sind wir dankbar.

Im Bewusstsein unserer Verantwortung gegenüber den geschädigten Frauen und Männern ist es uns ein Bedürfnis, den bereits seit April 2010 stattfindenden persönlichen Dialog fortzusetzen und weiterhin nach Kräften Wiedergutmachung zu leisten.

Im zurückliegenden Zeitraum gab es bereits mit zahlreichen ehemaligen Heimkindern direkte oder indirekte Kontakte. Insgesamt wurden von den Dillinger Franziskanerinnen in diesem Rahmen Entschädigungszahlungen in Höhe eines mittleren fünfstelligen Betrags, teils direkt an Betroffene, teils an den „Fonds Heimerziehung“ der Deutschen Ordensober*innenkonferenz (DOK), welcher Geschädigten zur Verfügung stand, geleistet. Häufige persönliche Gespräche, Telefonate und E-Mailkontakte zwischen einzelnen Betroffenen und der Provinzleitung sowie den heutigen Heimleitungen gehören ebenfalls zu den Aufarbeitungsmaßnahmen seitens unserer Gemeinschaft.

Die Dillinger Franziskanerinnen haben für Fälle sexueller oder körperlich-psychischer Gewalt zwei unabhängige Ansprechpersonen benannt, an die sich Geschädigte jederzeit wenden können. An diese Ansprechpersonen, deren Daten auf der Seite Kontakte  (Ansprechpartner) zu finden sind, können Betroffene sich direkt wenden.

Betroffene können sich auch an unsere internen Beauftragten wenden: Sr. M. Gudrun Reichart, Sr. Maria Elisabeth Marschalek, Sr. M. Mattäa Herrler und Sr. M. Carmen Gergele. Auch ihre Kontaktdaten finden sich auf der Seite Kontakte. (Ansprechpartnerinnen)

Auf der Seite der Deutschen Ordenskonferenz (www.orden.de) sind Informationen und die Adressen von Kontakt- und Anlaufstellen  gesammelt und Antragsformulare werden zur Verfügung gestellt.

Dillinger Franziskanerinnen, am 11. September 2021